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Scheinanlage Laufen ("Brasilien")

Zwischen Lauffen am Neckar und Nordheim wurde eine Attrappe mit dem Namen "Brasilien" errichtet. Weitere Attrappenlagen  wurden ebenfalls mit südamerikanischen Ländernamen ausgestattet. "Brasilien" war eine der größten, die durch diesen Namen auch dargestellt werden sollte. Die dortige Neckarbiegung ähnelte der in Bad Cannstatt. Sie hatte die Aufgabe den angreifenden alliierten Flugzeugen die Stuttgarter Innenstadt darzustellen und zu veranlassen, dass die angreifenden Bomber dort ihren Bombenabwurf ausführten. Um die Echtheit zu unterstützen, wurde der Stuttgarter Bahnhof mit Ziegelmauern Strohmatten und Lattengerüsten als Atrappe, vermutlich durch den RAD unter der Regie des Luftwaffenbaukommandos Stuttgart, nachgebaut. Lichtblitze sollten die Abrissfunken der Straßenbahn an der Oberleitung suggerieren. Auch die Stuttgarter Gaskessel wurden nachgebaut. Es wird behauptet, dass 50 Flakgeschütze und bis zu 30 Flakscheinwerfer  diese Anlage schützen sollten. Diese Aussage ist sehr unrealistisch und wird es so nicht gegeben haben. Die Bedienungsmannschaft (Luftwaffenkommando Laufen) bestehend aus einem Feldwebel und zwölf Mann. Diese markierten nach Bombenabwürfen Brände um so den Fliegern ihren Erfolg darzustellen. Erstmals am 23. August 1940 wurde Laufen bombardiert - ein Angriff bevor Stuttgart selbst den ersten Angriff erlebte. Dieser Angriff hatte als Ziel Karlsruhe.  Ein weiterer Angriff am 12./13. Oktober zerstörte in Lauffen rund 40 Häuser. Der Angriff hatte laut britischen Bomberkommandos eigentlich Nürnberg gegolten. Die Flugzeugbesatzungen waren auch der Meinung, Nürnberg bombardiert zu haben. Die Attrappenanlage selbst wurde zu keinem Zeitpunkt durch Bomben getroffen. 37 Angriffe hatten Lauffen während des ganzen Krieges zum Ziel. Bis zum Abbau der Anlage gab es 20 Angriffe. Laut Kriegstagebuch des Luftwaffenkommandos VII über 1200 Abwürfe festgehalte.Davon waren 200 Sprengbomben und rund 1000 Brandbomben. Viele Bomben wurden über den Feldern abgeworfen und verursachten keine Schäden an Gebäuden und Menschen.  Die Bauern den die Felder im Sperrgebiet der Scheinanlage gehörten, konnten nur mit einem Sonderausweis ihre Felder betreten. Mit dem Aufkommen von Radaranlagen verlor die Anlage ihre täuschende Wirkung endgültig und wurde 1943 wieder abgebaut.  Die eingesetzten Flakhelfer wurden nach Stuttgart verlegt. Letztendlich hatte diese Attrappe für Stuttgart keinerlei große entlastende Wirkung und Laufen musste kaum Schäden auf Kosten von Stuttgart ertragen. Den schlimmsten Angriff erlebte Laufen 1944, zu einem Zeitpunkt, als die Anlage längst abgebaut war.

Trotzdem  entschuldigte sich Oberbürgermeister Arnulf Klett 1958 bei den Laufenern mit einem Ölbild von Stuttgart , dass sie die Kriegslast, die eigentlich Stuttgart hätte treffen sollen, ertragen mussten. Er wollte damit die unangebrachte Stimmung gegen Stuttgart besänftigen. Leider ist dieses Öl-Bild heute verschollen.Ob diese Anlage überhaupt einen Nutzen hatte, wird heute angezweifelt.



Aufgebaute Tarnanlage












Regressforderung von Laufen?
Bei einer Sitzung am 24. Oktober 1941 stellte ein Ratsherr an OB Strölin die Frage, ob von Laufen an die Stadt Stuttgart Regressanforderungen kommen könnten. Strölin erwiderte auf diese Anfrage, dass nicht der Fall sein werde, da der Bau auf Initiative vom Luftgaukommando Süd, also der Militärs  ausgehe.