Kontakt  |  Impressum  |     Suchen
 
Luftangriffe in Wasserfarben


Im Kunstunterricht des Dritten Reiches wurde vor allem Nazi-Symbolik gepinselt. Kunsterziehung nämlich hatten die Nazis zum Unterfach der "Deutschkunde" erklärt - beim Malen, Zeichnen und Handarbeiten sollten die Schüler für ihre Sache gewonnen werden. Kriegsschiffe, Hakenkreuze, Leichen waren deshalb nichts Außergewöhnliches. Kriegsszenen verfolgten in den Jahren vor 1945 die Schüler aller Stufen: Während die jüngeren Altersgruppen Bodenkämpfe mit quietschbunten Soldatenfigürchen malten, skizzierten die älteren sehr realistische Bleistiftszenen mit Kriegsschiffen oder Kampfflugzeuge.
Schon die Jüngsten wurden mit nationalsozialistischem Gedankengut infiltriert: Ein Schüler etwa malte in Schönschrift den Vierzeiler "Viel lieber gestritten und ehrlich gestorben, als Freiheit verloren und Seele verdorben". Auf anderen Bildern ragen bunte Flammen aus den Dächern der Dorfkirchen, Scheunen und Häuschen. Das Rot des Feuers ist genauso liebevoll ausgemalt wie das Grün der Bäume und das Grau der Kampfflugzeuge ringsum. Neben den sorgfältig geschwungenen Namen der Künstler. Bilder zeigen Bleistiftdarstellungen von Leichen, Schlachtfeldszenen unter leuchtender Sonne und sorgfältig ausgemalte Hakenkreuze. Selbst vermeintlich unverfängliche Motive wurden mit erzieherischem Kalkül auf die Lehrpläne gesetzt. So wie die Margeriten, Butterblumen und Kleeblätter, die in an Manie grenzender Genauigkeit dargestellt sind. Im "Reichserlass über Erziehung und Unterricht in der höheren Schule" von 1938 heißt es nämlich: "Durch die Anleitung zu sorgsamer und bedachter Arbeit soll der Schüler zu innerer Sauberkeit erzogen werden."


Text/HTML



Feuerbacher Maibaum 1942, gemalt von Horst Sieger